Für jeden Zuchtbullen wird die genetische Ausstattung für sein individuelles Exterieur und seine individuelle Leistungsfähigkeit über sogenannte PTAs (Predicted Transmitting Abilities) beschrieben. In Gesamtzuchtwerten/Indizes werden bestimmte Zuchtziele einer Population zu einem Gesamtbild der Bullen zusammengefasst.
TPI │ Total Performance Index
Die Gesamtzuchtwerte können auf diese Weise als wichtiges Hilfsmittel für die Selektion verwendet werden, um überlegene Tiere zu identifizieren. In vielen Ländern der Welt stellen sie außerdem ein hilfreiches Instrument dar, um Bullen nach bestimmten Merkmalen zu rangieren. Einen bedeutenden Gesamtzuchtwert beschreibt der TPI (Total Performance Index). Er gilt gemeinhin als US Branchenstandard und entspricht dem Durchschnittsziel der US Milchviehhalter. Für die Bullenauswahl auf Ihrem Betrieb kann das Zuchtziel allerdings ganz anders sein. Mit einem individuellen genetischen Plan passen Sie Ihre Bullenauswahl direkt auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele an.
Da sich die Berechnung des TPI immer wieder ändert, finden Sie HIER eine Zusammenfassung der aktuellen Formel.
46% PRODUKTION | 29% GESUNDHEIT & EFFIZIENZ | 25% EXTERIEUR |
19% Eiweiß | 13% Fruchtbarkeitsindex | 11% Euterindex |
19% Fett | 5% Nutzungsdauer | 8% PTA Typ |
8% Futtereffizienz $ | 2% Gesundheitsindex | 6% Fundamentindex |
3% Livability | ||
-4% Somatische Zellzahl | ||
-0,5% Kalbeverlauf maternal | ||
-1,5% Totgeburtenrate maternal |
Gewichtung Stand: April 2021
PTA │ Predicted Transmitting Abilities
Bei den PTAs handelt es sich um Schätzwerte für die genetische Überlegenheit (oder Unterlegenheit) eines Bullen. Sie können auch als durchschnittlicher genetischer Wert, den ein Bulle in einem bestimmten Merkmal an seine Nachkommen vererbt, verstanden werden. Das Pedant zu den PTAs in Deutschland sind Zuchtwerte.
Allgemeine Kenngrößen zum Bullenblatt und den Merkmalen
1lb │ 1 Pfund
entspricht 0,45 kg
Kappa Casein
Gene für höhere Gesamtkäseausbeute, die ein Bulle an seine Nachkommen vererbt. B-Kombinationen sind günstig, A-Kombination mittel, E-Kombinationen ungünstig für eine höhere Gesamtkäseausbeute.
Beta Casein
Die Beta-Kasein Gene können Allelkombinationen für gesundheitsverträglichere Milch sein, die ein Bulle an seine Nachkommen vererbt. Die Allelkombination A2A2 ist Milch, die bei Menschen mit Milchunverträglichkeit besser verdaulich ist und gewisse Gesundheitsrisiken minimiert. Für Betriebe, die A2 Milch liefern möchten, ist es daher wichtig einen reinerbigen Bullen mit der Allelkombination A2A2 einzusetzen, da nur Kühe, die homozygot für das A2-Allel sind, echte A2-Milch produzieren. Beispiel: Sie haben eine A2A1-Kuh und setzen einen A2A2-Bullen ein. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% erhalten sie daraus einen A2A2-Nachkommen.
CDCB │ Council on Dairy Cattle Breeding
Berechnet Informationen zu Produktion und Gesundheitsmerkmalen für alle Rassen. In Deutschland entspricht das dem VIT.
aAa
aAa® Analyse ist eine unabhängige Methode für Paarungsentscheidungen mit einem Klassifizierungsergebnis aus einer 3- oder 6-stelligen Nummer. Die unabhängigen Einstufer bewerten die Bullen und Kühe zwischen 1=Milchcharakter, 2=Hoch, 3=Offen, 4=Stärke, 5=Harmonie, 6=Steil. Es werden die körperliche Konstitution/Phänotyp der Bullen und Kühe analysiert. Die Analysenummern sind bei einem Bullen in Folge, wie er es vererbt (also seiner Stärken) und bei einer eingestuften Kuh, in Folge, wie sie es benötigt (also ihrer Schwächen) aufgelistet.
DMS │ Dairy Mating Service
Milchvieh-Anpaarungsservice Programm DMS® ist eine separate, unabhängige Methode für Paarungsentscheidungen. Klassifizierungsergebnis als 3- oder 6-stellige Nummer durch Einstufer klassifiziert, 1=Stärke, 2=Glatt, 3=Stil, 4=Milchcharakter, 5=Groß, 6=Flache Knochen. Die Analysenummern sind bei einem Bullen in Folge, wie er es vererbt (also seiner Stärken) und bei einer eingestuften Kuh, in Folge, wie sie es benötigt (also ihrer Schwächen) aufgelistet.
RHA │ Registered Holstein Ancestry │ Registrierte Holstein-Abstammung
Die Holstein Association USA hat ein einziges, vollständig offengelegtes Herdbuch. Jedes Tier im Herdbuch hat einen berechneten, aufgezeichneten und ausgewiesenen Prozentsatz “Registrierte Holstein Abstammung” oder “RHA”.
EFI% │ Expected Future Inbreeding │ Erwartete zukünftige Inzucht
Der geschätzte zukünftige Inzuchtkoeffizient wird ermittelt, indem in einer Stichprobe von Tieren eine theoretische Anpaarung jedes dieser Tiere mit einem bestimmten Bullen erfolgt. Für jede dieser theoretischen Anpaarungen wird dann die Inzuchtrate berechnet und über die gesamte Stichprobe gemittelt. Dadurch wird gemessen, wie verwandt ein Bulle mit der durchschnittlichen Population ist. Eine höhere Zahl bedeutet, dass der Bulle mehr mit der Zuchtkuhpopulation verwandt ist. Beispiel: Ein Bulle mit einem EFI von 7,9% wird bei 100 Kühen verwendet, dann haben die Nachkommen im Durchschnitt eine Inzucht von 7,9%. Individuell kann es bei einigen mehr und bei anderen weniger sein. Theoretisch sollte die Verwendung eines Bullen mit einem niedrigeren EFI zu weniger Inzuchtnachkommen führen. Dabei ist aber immer die Genetik der eigenen Herde zu berücksichtigen, da sich diese von der Gesamtpopulation unterscheidet. Der durchschnittliche EFI% liegt bei etwa 10%.
Neben dem EFI % existiert zusätzlich der GFI % (Genomic Future Inbreeding), der jedoch nur solche Populationen für bestimmte Anpaarungen betrachtet, die genomisch getestet sind. Hier kann das genetische Profil eines Tieres genau betrachtet werden, anstatt zu schätzen, welche Gene es von welchem Elternteil erhält. Hierdurch liefert der GFI % genauere Werte als der EFI %.
Merkmal | Inzuchtdepression pro 1% |
Milch | -63,90 |
Fett | -2,37 |
Eiweiß | -1,89 |
Nutzungsdauer | -0,26 |
Somatische Zellzahl | -0,004 |
Töchterfruchtbarkeit | -0,13 |
Kuh Konzeptionsrate | -0,16 |
Färsen Konzeptionsrate | -0,08 |
Livability | -0,08 |
NM$ | -25,00 |
Die Tabelle zeigt die Inzuchtdepression, die mit jedem ökonomischen Merkmal verbunden ist, für jedes 1% Inzucht, das ein Tier gemäß der USDA besitzt.
Rel │ Reliability │ Sicherheit
Die Reliabilität ist eine Maßeinheit, die die Genauigkeit von PTAs angibt. Sie gibt an, wie sicher und zuverlässig einzelne PTAs sind. Für alle Merkmale wird die Sicherheit auf einer Skala von 0 bis 100% gemessen und gibt die Verlässlichkeit an, dass die Zuchtwerte oder Indizes eines Tieres dem tatsächlichen Wert entsprechen. Die Sicherheit steigt, umso mehr Information des Bullen bekannt sind und umso mehr Töchter bezüglich der einzelnen Merkmale geprüft wurden. Die durchschnittliche Reliabilität genomisch-geprüfter Bullen für die Produktionsmerkmale liegt bei etwa 75%, für die Gesundheitsmerkmale bei etwa 60%, für die Exterieurmerkmale bei etwa 70% und dem Kalbeverlauf bei etwa 62%.
Erwartete Reliabilität für PTA Milch | Reliabilität |
Neugeborenes Kalb nur mit Information der Eltern | 42% |
Genomisch getestetes Kalb | 65% |
Genomisch-geprüfter Bulle und töchtergeprüft mit 300 Töchtern | 96% |
Die Tabelle zeigt die Reliabilität je nach vorhandenen Informationen.
CM$ │ Cheese Merit $ │ Käse-Verdienst $
Der CM$ wird vom CDCB definiert und ist ein berechneter Index zur Berücksichtigung von Milch, die zur Herstellung von Käse oder anderen Milchprodukten verkauft wird. In diesen Index fließen neben der Milchleistung (52%) auch die Tiergesundheit (36%) und das Exterieur (12%) mit ein.
NM$ Net Merit $ │ Netto-Verdienst $
NM$ ist ein genetischer Indexwert, der vom Council on Dairy Cattle Breeding (CDCB) berechnet wird. Er beschreibt den erwarteten Lebenszeitgewinn pro Kuh im Vergleich zur 2015 geborenen Referenzbasispopulation. Die Merkmalsgewichtungen werden in der Regel etwa alle fünf Jahre aktualisiert und beinhalten die Gewichtung der nebenstehenden Merkmale. Die aktuelle Merkmalsgewichtung basiert auf dem Stand August 2018. Wie der TPI kombiniert auch der NM$ mehrere Produktions-, Gesundheits- und Exterieurmerkmale mit einer Gewichtung, die sich nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und den Zielen des Index richtet.
49% PRODUKTION | 48% GESUNDHEIT & EFFIZIENZ | 3% EXTERIEUR |
29% Fett | 4% Töchterfruchtbarkeit | 3% Euterindex |
20% Eiweiß | 16% Nutzungsdauer | 0,4% Fundamentindex |
0,3% Milch | 1% Gesundheitsindex | |
4% Livability | ||
-3% Somatische Zellzahl | ||
1% Konzeptionsrate Kühe | ||
0,4% Konzeptionsrate Färsen | ||
3% Kalbigkeit & Totgeburtenrate | ||
1% Frühes Erstkalbealter | ||
0,5% Heifer Livability | ||
-4% Residual Feed Intake | ||
-9% Body Weight Composite |
Produktionsmerkmale
PTAM │ Predicted Transmitting Ability Milk │ Milch
Der PTAM beschreibt den PTA für Milch, also den durchschnittlichen genetischen Wert, den ein Bulle für das Merkmal Milch an seine Nachkommen vererbt. Die vorhergesagte Übertragungsfähigkeit von Milch erklärt, wie viel mehr oder weniger Pfund Milch die Töchter eines Bullen produzieren sollten, als der Durchschnitt ihrer heutigen Herde.
Beispiel: Wenn ein Bulle einen PTA Milch von +2000 Pfund hat, erwarten wir von seinen Töchtern, dass sie 2000 Pfund mehr Milch produzieren, als andere Tiere in derselben Herde, die sich in der gleichen Laktation befinden und etwa zur gleichen Zeit gekalbt haben.
PTAP │ Permitted Transmitting Ability Protein │ Eiweiß
Der PTAP beschreibt den PTA für Eiweiß, also den durchschnittlichen genetischen Wert, den ein Bulle für das Merkmal Eiweiß an seine Nachkommen vererbt. Die vorhergesagte Übertragungsfähigkeit von Eiweiß erklärt, wie viel mehr oder weniger Eiweiß die Töchter eines Bullen produzieren sollten, als der Durchschnitt ihrer heutigen Herde.
Beispiel: Wenn ein Bulle einen PTA Eiweiß von +79 Pfund hat, erwarten wir von seinen Töchtern, dass sie 79 Pfund mehr Eiweiß produzieren, als andere Tiere in derselben Herde, die sich in der gleichen Laktation befinden und etwa zur gleichen Zeit gekalbt haben.
PTAF │ Permitted Transmitting Ability Fat │ Fett
Der PTAF beschreibt den PTA für Fett, also den durchschnittlichen genetischen Wert, den ein Bulle für das Merkmal Fett an seine Nachkommen vererbt. Die vorhergesagte Übertragungsfähigkeit von Fett erklärt, wie viel mehr oder weniger Fett die Töchter eines Bullen produzieren sollten, als der Durchschnitt ihrer heutigen Herde.
Beispiel: Wenn ein Bulle einen PTA Fett von +104 Pfund hat, erwarten wir von seinen Töchtern, dass sie 104 Pfund mehr Fett produzieren, als andere Tiere in derselben Herde, die sich in der gleichen Laktation befinden und etwa zur gleichen Zeit gekalbt haben.
FE$ │Feed Efficiency $-Index │ Futtereffizienz
Der Feed Efficiency $-Index spiegelt eine gute Futterverwertung wider. Er beinhaltet eine bessere Ausnutzung des Futters, um zusätzliche Pfunde an Milch, Fett und Protein zu produzieren; eingespartes Futter durch Kühe mit einem geringeren Körpergewicht und weniger Erhaltungskosten; eingespartes Futter durch bessere Futterverwertung. Dieser letzte Teil ist als Residualfutteraufnahme (RFI) bekannt, d.h. der Effizienzunterschied, den wir zwischen verschiedenen Kühen sehen, nachdem wir die Futtermenge berücksichtigen, die in den Erhalt der Kuh und die Produktion von Milch mit einfließt.
FE$ wird wie folgt berechnet: Produktion $ + Körpergewicht Index $ + Residualfutteraufnahme $
FE$ = ($0,0008 x PTA Milch) + ($1,55 x PTA Fett) + ($1,73 x PTA Protein) + ($0,11 x Futtereinsparung)
CFP │ Combined Fat and Protein │ Kombinierter Fett & Eiweiß
Der CFP gibt den kombinierten Fett- und Eiweißwert an. Als physiologischer Normalbereich werden für den CFP Werte zwischen 1,1 und 1,5 angenommen.
PTAC │ Predicted Transmitting Ability Components │ Inhaltsstoffe
Mit dem PTAC wird der PTA für Inhaltsstoffe angegeben.
Gesundheits- und Fruchtbarkeitsmerkmale
Da die Gesundheit, ebenso wie die Fruchtbarkeit, zu einem großen Teil vom Management beeinflusst werden, weisen diese Merkmale eine geringere Reliabilität auf, als bspw. die Produktions- oder Exterieurmerkmale.